Auf einen Blick
Hersteller: Simond - Chamonix since 1860
Art: Eisgerät, Eisaxt
Einsatzbereich: Eiswände, Alpinismus, Hochalpin, Wasserfallklettern
Variationen: Erhältlich mit Schaufel oder Hammer oder als abgespeckte Light Version fürs reine Eisklettern
Highlights:
- weiter Einsatzbereich - super Allroundgerät
- extrem guter Biss
- geringes Gewicht von nur 555g (mit Schaufel)
Preis- / Leistungsverhältnis: sehr gut
Erhältlich bei: VerticalExtreme
Testbericht
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Simond Anaconda Cup |
Ich benutze das Simond Anaconda Cup seit 3 Jahren sehr intensiv. Das Eisgerät ist mein ständiger Begleiter bei allen erdenklichen Touren zu jeder Jahreszeit. Als die Kaufentscheidung anstand, habe ich mir die Frage gestellt: "Was soll das Gerät können und welche Eigenschaften soll es haben?" Die Antwort darauf war nicht einfach zu finden... Nachdem ich bisher einen technischen Eispickel für anspruchsvolle Bergtouren und zwei Eisgeräte fürs Eisklettern und Eiswände im Einsatz hatte sollte es ein Gerät sein, dass alle Eigenschaften in sich vereint. Leicht genug, um es auch längere Zeit umherzutragen, flexibel genug für einen schnellen Hauenwechsel im Notfall und zugleich guter Biss und eine kleine Handauflage fürs Eisklettern bis maximal Schwierigkeit WI 5 (längere senkrechte Passagen). Nach langem Hin und Her, Ausprobieren diverser Gerät von Kletterpartnern und Testen im Laden, fiel meine Wahl schlussendlich auf das Eisgerät der französischen Hardwareschmiede Simond aus Chamonix. (Zur Debatte standen noch das Petzl Quark, das Grivel Matrix und das Black Diamond Viper.) Ich habe diese Wahl nie bereut und kann die bissige Anaconda nur jedem ans Herz legen, der sich nicht auf eine Spielart wie z.B. Eisklettern spezialisieren will, sondern damit das ganze Jahr am Berg aktiv sein möchte. Ich werde euch im folgenden meine Erfahrungen in den verschiedenen Einsatzbereichen schildern:
Anspruchsvolle Hochtouren, Alpinismus
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Simond Anaconda Cup - Handauflage |
Beim Einsatz bei anspruchsvollen Hochtouren sollte ein Pickel wenig Gewicht auf die Waage bringen und dabei trotzdem sehr stabil sein, als Steckpickel einsetzbar sein und vielseitg zu Greifen sein. Das Anaconda Cup erfüllt die beiden ersten Kriterien mit Bravour. Die Ausführung mit Schaufel wiegt nur 555g, die Ausführung mit Hammer 595g. Spezielle Eispickel für anspruchsvolle Hochtouren, wie der Petzl SumTec, kommen im Vergleich dazu auf etwa 500g - bei einem deutlich schmälerem Einsatzbereich. Es gibt zwar leichtere Eispickel mit nur an die 300g - deren Schaft ist jedoch ausnahmslos Typ B. Der Schaft des Anacondas erüllt die Richtlinien eines Typ T Schaftes, der deutlich höhere Bruchwerte aufweist wie sie z.B. bei einer Sicherung über den Eispickel auftreten können. Für weiterführende Informationen empfehle ich folgenden Link:
http://www.rother.de/pdf/_376336031X_joker.pdf
Das Simond Anaconda Cup hat am unteren Ende des Schafts ein fixe Handauflage. Diese ist für meinen Geschmack genau richtig dimensioniert. Die Verwendung des Eisgeräts als Steckpickel ist in fast allen Situationen noch gut möglich, ich hatte hier nie Probleme. Es ist jedoch denkbar, dass bei sehr hartem Firn der Schaft nicht mehr versenkt werden kann - in solchen Situationen wechsle ich jedoch eh zum Einsatz des Geräts als Eisgerät und arbeite mit der Haue. Der Griff des Geräts ist im unteren Drittel gummiert und greift sich dort enorm gut und sicher. Will man höher greifen, fasst man das Gerät am besten an der Krümmung des Schaftes mit den Rillen - aufgrund der Griffposition genau an der Krümmung hält man sich auch hier noch recht sicher - der Komfort ist aber nicht zu vergleichen mit einem Pickel mit komplett gummiertem Schaft, wie dem Petzl Summit. Da ich aber nicht im senkrechten Gelände kürzer greifen muss, sondern nur im mäßig steilen Gelände, ist ein guter Grip und Sicherheit beim Klettern immer gegeben. Optional gibt es einen nachrüstbaren Trigger, der noch mehr Griffmöglichkeiten ermöglicht.
Eiswände
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Simond Anaconda Cup - Handschlaufe |
Eiswände sind das heimische Biotop der Anaconda. Das Gerät ist von der ganzen Geometrie mit dem leicht gekrümmten Schaft perfekt auf mittelsteiles bis steiles Gelände (50-80 Grad) abgestimmt. Ein wichtiges Kriterium bei einem Eisgerät für Eiswände ist die schnelle Auswechselbarkeit der Haue im Fall der Fälle. Ist diese nicht gegeben oder nicht praktikabel, kann ein Bruch der Haue zu verheerenden Situationen führen. Der beste Schutz ist natürlich noch immer ein kleines Drittgerät mitzunehmen, wie es in manchen Lehrbüchern noch immer empfohlen wird - doch dann ist der Vorteil des leichten Gepäcks natürlich dahin. Das Anaconda Cup kommt mit einem gut durchdachten Wechselsystem. Mit der Haue des zweiten Eisgerät werden die groß dimensionierten Schrauben am Kopf des Schafts gelöst und die Haue kann gewechselt werden. Die Schrauben müssen dabei nur nur ein wenig aufgeschraubt werden - so wird dem Verlust der Schrauben vorgebeugt und auch das Einlegen der neuen Haue geht schnell von der Hand. Es empfiehlt sich aber dringend - wie bei jedem anderen
Eisgerät auch - das Wechseln der Haue zuvor mit Handschuhen zu üben und, als unbedingte Voraussetzung, eine Ersatzhaue griffbereit zu haben (ganz unten im Rucksack ist eher unpraktisch). Ein weiterer wichtiger Punkt beim Klettern in einer langen Eiswand ist eine gute, komfortable Handschlaufe, mit der viel Gewicht von den Händen auf das Handgelenk verlagert wird, was ermüdungsfreies Klettern auf lange Sicht erst ermöglicht. Zudem soll die Hand schnell aus der Schlaufe befreit werden können, um z.B. Eisschrauben zu drehen, zu sichern usw. Die Simond Handschlaufe erfüllt all diese Aufgaben mit Bravour. Leider ist sie nur kompatibel zu Simond Geräten, da die Schlaufe mithilfe eines eisernen Bolzen, der oben am Schaft angebracht ist, befestigt wird. Die Handschlaufe ist gut gepolstert und trägt bei Bedarf auch mal das komplette Körpergewicht, ohne das es einem die Blutzufuhr abschneidet. Zugleich ist sie aber nicht zu dick, um unhandlich zu sein. Um sich aus der Handschlaufe zu befreien hat man gleich zwei Möglichkeiten. Einmal öffnet man den breiten Klettverschluss direkt am Handgelenk und ist dann völlig frei vom Gerät oder man entfernt mit einem Handgriff die komplette Handschlaufe indem man den Eisenbolzen am oberen Schaft des Geräts in das Gerät drückt und die Lasche dann nach oben zieht. Dies funktioniert - aber nicht perfekt. Man braucht etwas Übung und die ganze Sache geht auch etwas hakelig. Mit dünnen Handschuhen gut... mit dicken keine Chance. Das wieder Einrasten klappt hingegen perfekt.
Eisklettern
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Simond Anaconda Cup |
In den Läden gibt es unzählige, hoch technisierte Spezialgeräte ganz speziell zum steilen Wasserfallklettern. Für jemanden, der zwar so oft wie möglich auch im Winter unterwegs ist, aber nicht unbedingt freistehende, senkrechte Säulen klettern möchte, muss es aber nicht so eine Wunderwaffe sein, um glücklich zu werden. Das Anaconda Cup ist für Eisklettereien bis zum Schwierigkeitsgrad WI 4-5 geeignet. Für steilere Sachen ist das Gerät zu wenig gekrümmt und die Handauflage ist zu klein. (Man wird sich also oft die Finger am Eis anschlagen und muss viel Kraft aufwenden.) Wer es aber gemäßigt mag und überwiegend in WI 4 Eisfällen unterwegs ist, der wird mit dem Simond vollauf zufrieden sein. Besonders hervorzuheben im harten Wassereis ist die unglaubliche Bissigkeit des Geräts - dies liegt an der speziellen Geometrie. Die Haue ist komplett in den Schaft integriert und der Schaft kommt mit einer speziellen Einkerbung im mittleren Teil (siehe Bilder). Die Vibrationen des Geräts werden somit minimiert und dabei die Stabilität erhöht. Obwohl das Gerät sehr leicht ist, entwickelt sich beim Schlagen ein super Zug - auch ohne Gewichte am Kopf wie bei anderen Geräten. Nachfeilen ist kein Problem. Ich klettere in Eisfällen gerne ohne Handschlaufen, was mit dem Anaconda keinerlei Problem darstellt. Die Handauflage kann natürlich nicht mit der ausgefeilten Konstruktion eines Petzl Nomic mithalten, ist aber völlig ausreichend wenn es nicht die ganze Zeit über senkrecht ist. Für das Klettern mit Handschlaufe gilt natürlich das gleich wie oben im Punkt "Eiswände" beschrieben. Für Gewichtsfetischisten ist vielleicht noch wichtig, dass Schaufel und Hammer für noch weniger Gewicht entfernt werden können. Optional kann noch ein Trigger am Schaft befestigt werden den manche Eiskletterer zu schätzen wissen. Die Haue ist extrem bissig und kommt mit jedem Eis zurecht. Erwähnenswert ist, dass es nur eine Art Haue für das Gerät gibt. Die montierte Haue ist, wie das ganze Gerät ein guter Allrounder und macht überall eine gute Figur. Das Montieren einer speziellen Mixed Haue, einer Haue für hartes Wassereis oder ähnliche spezielle Situationen ist nicht möglich. Der Eine wird es mögen, der Andere nicht.
Fazit
Das Simond Anaconda Cup ist das perfekte Allroundgerät für den vielseitigen Alpinisten und für jene, die sich alle Möglichkeiten offen halten wollen. Der bevorzugte Einsatzbereich sind anspruchsvolle Hochtouren, Alpinismus und Eiswände. Aber auch beim Eisklettern macht das Gerät eine gute Figur. Man ist immer wieder erstaunt, wie präzise und mit wie wenig Kraft man mit diesem Gerät schlagen kann. Die Verarbeitung und die Langzeitqualität sind perfekt. Die Hardwarespezialisten Simond vom Fuße des Mont Blanc haben damit ein sehr ausgereiftes Gerät im Sortiment, das sich nicht hinter großen Marken, wie Petzl, Grivel oder Black Diamond verstecken muss.